Hallo Frau Ataman! Ich hab gerade Ihren Artikel auf vice.com gelesen und wollte kurz fragen, ob Sie mir erklären können, warum man „People of Color“ sagen soll, aber gleichzeitig den Vorwurf kassiert, man verwende kolonialgeschichtliche Worte, wenn man „Farbige“ sagt? Ist es respektlos, sowas einfach ins plumpe Deutsch zu übersetzen?
Mich irritiert auch, dass Sie schreiben, man solle nicht von weißer und schwarzer Hautfarbe sprechen, weil ja jedes Kind wisse, dass es sowas gar nicht gäbe – dann aber selbst den Begriff „Schwarze Menschen“ verwenden. Ist es, weil Sie Schwarze groß schreiben? Ach nein, … „Schwarz“ meinen Sie vermutlich als politische Bezeichnung. Es beschreibt nicht die Hautfarbe sondern die Betroffenheit von Ausgrenzung wegen anderer Farbe, ach nein, …color. Richtig? Aber wieso dann noch eine Unterscheidung zwischen People of Color und Schwarzen Menschen? Und dürfen sich eigentlich auch gehänselte Rothaarige als Schwarze bezeichnen? Als People of color ja ganz bestimmt, oder?
Ein Rätsel ist mir auch, wie Sie auf die Idee kommen, dass sich bis zum Mord an George Floyd niemand getraut hätte, den Begriff Rassismus zu verwenden. Wenn es selbst in Fußballstadien längst Konsens ist, „gegen Rassismus“ zu sein. Die gelten ja nicht gerade als Keimzellen gesellschaftlichen Fortschritts.
Vielleicht können Sie mir das alles nochmal erklären. Gerne auch zusammen mit Ihrer Antwort auf meinen letzten Brief, an der Sie sicher noch arbeiten.
Allerdings, einen kleinen, ganz praktischen Vorschlag hätte ich noch: die Überschrift Ihres Artikels würde sich ohne Ausrufezeichen noch viel besser als letzter Satz eignen: Schluss mit dem Betroffenheitsporno.