Kartoffeldeutsche zuerst! Halluzinationen einer Berufsantirassistin

Liebe Frau Ataman, für Ihre jüngste Entgleisung bei Twitter, nach der Ärzte bei knapper werdenden Beatmungsgeräten Patienten wohl nach rassistischen Kriterien auswählen würden, haben Sie bereits umfangreich Kontra bekommen. Hasspredigerin, Niedertracht, ein erster Platz in der Liste demagogischer Trittbrettfahrer der Corona-Krise bei Cicero. Selbst politisch Nahestehende haben sich eindeutig distanziert. Auch Sie selbst haben schnell reagiert und von der „großartigen Arbeit der Ärzte“ und einem Missverständnis gesprochen und damit einen Schritt rückwärts gemacht, zumindest einen halben. Es erscheint mir etwas unsportlich, jetzt nochmal nachzutreten. Aber ich bin nicht sicher, ob Sie das Problem wirklich erkannt haben und tatsächlich ein bisschen Scham und Reue empfinden, wie es angemessen wäre. Zumindest einen Hauch davon.

Denn tatsächlich vermute ich, dass das Problem etwas tiefer liegt und wohl eine stärkere psychologische Komponente hat. Und das ließe sich natürlich nicht einfach mit einer halbherzigen Relativierung wegwischen. Ich vermute, dass Sie sich dermaßen in die Opferrolle versteigert haben, dass Sie völlig darin gefangen sind und gar nicht mehr anders können, als alles nur noch aus dieser Perspektive zu interpretieren.

Die einfachste Erklärung: Rassismus

Den Mechanismus kenne ich gut aus meiner Arbeit als Sozialpädagoge. Viel zu oft klagen Jugendliche mit Migrationshintergrund über unfreundliche Sachbearbeiter oder pampige Verkäufer und werfen ihnen Rassismus vor, weil diese sich grundlos unfair verhalten hätten: „Das haben die nur gemacht weil ich Ausländer bin!“. Aber natürlich habe ich als blonder Deutscher ebenfalls immer mal wieder mit unangenehmen Kellnern oder Vorgesetzten zu tun. Oder mit Busfahrern, die einem mitunter regelrecht feindlich begegnen. In Berlin wird sowas ja gerne als liebevolle Marotte abgetan und als Berliner Schnauze verklärt. Das heißt natürlich nicht, dass es keinen Rassismus gäbe. Aber es heißt, dass bei weitem nicht jede Ärgerlichkeit auf Rassismus zurückzuführen ist. Diese Jugendlichen nutzen solche Erklärungen für Konflikte und unangenehme Vorkommnisse oft leichtfertig, um die andere Seite möglichst hässlich aussehen zu lassen und selbst gut dazustehen. Denn sie haben verinnerlicht, dass der Rassismusvorwurf leicht zu erheben ist, von eigenem Fehlverhalten ablenkt und ihnen relativ zuverlässig mitfühlende Anteilnahme bringt.

Aber Sie gehen ja noch einen gewaltigen Schritt weiter und konstruieren Rassismus, wo nicht mal der Hauch eines Hinweises besteht, dass es überhaupt irgendein Problem gibt. Selbst Ihr Vorlagengeber Ismail Küpeli hat in seinem Tweet schon ein Problem konstruiert, das es wohl gar nicht gibt. Er vermutete, dass nun angesichts der Ausgangssperren vor allem Migrationshintergründler kontrolliert würden. Damit bezog er sich zumindest auf das halbwegs belegte Phänomen häufigerer Kontrollen von Leuten mit Migrationshintergrund, dass schon vor der gegenwärtigen Krise diskutiert wurde. Aber hier noch einen drauf zu setzen und einen noch viel schlimmeren Vorwurf einfach frei erfinden? Ein Wettlauf um den fantasievollsten und schwergewichtigsten Rassismusvorwurf? Was bewegt Sie dazu?

Betriebsblindheit einer Integrationsaktivistin

Auf den Psychologen Abraham Maslow geht das Bonmot zurück, dass jemand, der nur einen Hammer hat, jedes Problem als Nagel betrachtet. Law of the instrument wird es an anderer Stelle genannt. Betriebsblindheit, Fachidiotie, oder etwas weltgewandter: déformation professionelle. Man sieht nur, was man gewohnt ist zu sehen und behandelt es in der Weise, die man am besten beherrscht. Und wenn man nichts entsprechendes sieht, dann halluziniert man eben was.

Frau Ataman, es erscheint mir tatsächlich einigermaßen nachvollziehbar angesichts Ihrer Vita, vor allem Ihrer beruflichen. Sie sind nicht nur seit Jahren darauf trainiert, entsprechende Probleme wahrzunehmen und zu bekämpfen. Sie sind auch von der Problematik abhängig. Was macht jemand, der sich fast als einziges weltweit von Berufs wegen Integrationsaktivistin nennt, wenn die Integration gelingt? Er macht entweder was anderes oder er erschafft neue Integrationsprobleme.

Liebe Frau Ataman, vermutlich wäre es gut, wenn Sie mal eine längere Auszeit nehmen oder sich eine Zeitlang intensiv mit irgendeiner anderen Thematik beschäftigen würden um sich von der Fixierung zu lösen. Herausfordernder, aber für Ihr persönliches Wohlbefinden noch besser wäre es, wenn Sie sich darin üben würden, sich mal unvoreingenommen mit den Dingen zu beschäftigen, die nicht so recht in Ihr Weltbild passen. Wenn Sie einen Rollenwechsel üben würden.

Mit Gegenpositionen auseinandersetzen

Einem Lehrer, der zu einem Besserwisser wird, ist wahrscheinlich zu empfehlen, sich mal wieder in die Schülerrolle zu begeben. Einem Informatiker, der nur noch Nullen und Einsen sieht, hilft vielleicht ein bisschen kreative Tätigkeit. Wer immer nur mit dem Auto unterwegs ist und sich über Fahrradfahrer ärgert, sollte selbst mal wieder auf das Rad steigen. Und umgekehrt. Und wer ständig über die rassistischen Kartoffeldeutschen lästert, sollte sich fragen, was am Land und seinen Eingeborenen vielleicht positiv hervorzuheben ist. Wenn Sie das ein bisschen geübt haben, könnten Sie versuchen, den Fragen zu folgen, wo die europäischen Kulturen der Gegenwart vielleicht sogar besser als die des Nahen Ostens sein könnten, was vernünftig sein könnte an der Forderung einer Begrenzung der Zuwanderung oder welche sinnvollen Argumente Islamkritiker haben könnten.

Sicher wird Sie das etwas entspannen und ausgeglichener machen. Und uns erspart es Ärgernisse wie diese ständigen albernen Rassismusvorwürfe.

Update 06.04.2020: Einen gut recherchierten Artikel über Ferda Ataman und ihren Verein Neue Deutsche Medienmacher gibt es bei WELT+: Antirassismus als Geschäftsmodell.

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